Ihr Leben lang war sie allein gewesen. Im Kindergarten hatte sie kaum Freunde gehabt, und so ging es in der Schule weiter. Manche ignorierten sie, andere hatten einfach eine Abneigung gegen sie oder ärgerte sie sogar. Ja, und manche - manche waren nett zu ihr. NETT. Doch reden konnte sie mit ihnen nicht. Sie war anders. Die Menschen konnten nicht mit ihr umgehen. Sie verstanden sie nicht. Sie waren zu egoistisch.
In der 7. Klasse wurde das alles so schlimm für sie, dass sie die Schule wechselte. In der neuen Schule fand sie keine Freunde und alles ging genauso weiter, wie es die letzten Jahre ihres Lebens immer gewesen war. Irgendwann fand sie eine Freundin, oder mehr eine nette Bekannte, was ihr zwar ein wenig half, damit sie nicht alleine war, aber auch dieses Mädchen verstand nicht, was in ihr vorging. Doch diese Freundin hatte wiederum andere Freunde, die dann auch ihre Freunde wurden, und so fand sie nach und nach vier wunderbare Freundinnen. Auch ihre erste Freundin kam ihr näher und lernte mit der Zeit, dass ihre Vorurteile unbegründet gewesen waren. Sie fand immer mehr Freunde, aber diese vier blieben ihre besten Freunde, und werden es auch für immer sein. Eine von ihnen wurde ihre allerbeste Freundin. So eine Freundin hatte sie noch nie gehabt. Mit ihr konnte sie stundenlang über Dinge reden, die kein anderer verstehen würde. Sie fühlte sich zum ersten Mal geliebt.
Die fünf Mädchen waren total unterschiedlich, jede von ihnen hatte ihre eigenen Träume und Hoffnungen und ihren eigenen Stil.
Doch eines Tages wurden sie vom Schicksal auseinander gerissen, und sie realisierten, dass jede von ihnen ihren eigenen Weg gehen würde. Sie schworen sich, trotzdem Freunde zu bleiben und eines Tages ein Klassentreffen zu organisieren. So gingen sie in die Sommerferien.
Zwei von ihnen kamen nach den Sommerferien in eine Klasse - sie und das Mädchen, mit dem sie von den Vieren am wenigstens gemeinsam hatte. Sie mochte sie gern, und sie war auch vertrauenswürdig, aber es verstand sie niemand so gut wie ihre allerbeste Freundin. So gut es ging, versuchte sie ihr etwas näher zu kommen, und auch ein paar andere aus der neuen Klasse waren ganz nett - aber das war nicht ihre Welt. Und so war sie wieder allein. Niemand würde es merken, wenn es ihr schlecht ginge. Niemand würde es merken, wenn sie nicht in der Schule wäre. Sie hatte niemanden zum reden. Tausend nette Bekanntschaften - und niemand, der sie verstand.